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Auftritt von Omar Aragones im Garden Bowl in Detroit, Michigan
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  • Bundesstaaten:
    Michigan

Mit dem Motown-Musiker Omar Aragones, Detroiter mit Herz und Seele, auf einem musikalischen Streifzug durch diese unvergleichliche Stadt.

Samstagabend in Detroit. Ihr betretet das Garden Bowl und seid im ersten Moment geblendet vom Neonlicht. Soul-lastiger Motown-Sound dringt an eure Ohren. Ihr seid in der ältesten kontinuierlich betriebenen Bowling-Anlage der USA – errichtet wurde sie 1913 –, könntet euch aber genauso gut an Bord eines freundlichen, einladenden Raumschiffs befinden. Ihr seid in Detroit, Michigan, wo Alt und Neu harmonisch Hand in Hand gehen und das beharrliche Durchhaltevermögen einer Bowling-Bahn mit der vitalen Energie der heimischen Kunstszene fusioniert. Ihr seid in einer Stadt, die getrieben ist von Kreativität und harter Arbeit und dabei kein bisschen großspurig wirkt.

Wenn ihr Glück habt, seht ihr im Garden Bowl den einheimischen Motown-Musiker Omar Aragones auf der erhöhten Bühne, die über den Bahnen zu schweben scheint. (Wie schon gesagt: ein Raumschiff.)

Eine Stadt im Dienste der Innovation

„Detroit war schon immer ein Nährboden für Innovation und Kreativität“, erklärt Omar.

Und es gibt kein besseres Beispiel für die Schaffenskraft der Stadt als die Musik des Motown-Labels. Der Name ist eine Kombination aus „Motor“ und „Town“ und verweist auf Detroits große Tradition als Wiege der Autoindustrie, in der auch eine Musikszene von Weltrang heranreifte. „Ich als Motown-Künstler würde sagen, dass ich meinen Wurzeln sehr treu geblieben bin. Ich mache Soulmusik, und dieser Sound spiegelt die Seele Detroits wider.“

Omar Aragones spielt Saxophon in The Belt, einer Gasse voller Wandmalereien

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Herz und Seele von Detroit

Motown ist ein echtes Phänomen. Mit seinen Basslinien, die zäh fließen wie süßer Sirup, und dem leidenschaftlichen Gesang wurde Motown zum Inbegriff amerikanischer Musik. Ein Blick auf die Anfänge dieses goldenen Zeitalters zeigt jedoch, dass diese gar nicht so golden waren. Ganz zu Beginn der Geschichte steht ein stämmiger Fabrikarbeiter namens Berry Gordy, der sich mit 800 US-Dollar bis über beide Ohren verschuldet hat, um ein unauffälliges Aufnahmestudio am West Grand Boulevard zu kaufen.

Doch Motown Records mausert sich dank harter Arbeit und viel Kreativität zu etwas ganz Großem – genauso wie die Stadt. „Motown konnte nur in Detroit so entstehen. Nur hier war es möglich, Soulmusik so lange zu verfeinern, bis daraus ein Popsong entstehen konnte“, meint Omar. Berry Gordys typische Mischung aus zäher Ausdauer, harter Anstrengung und zarter Poesie machte Detroit in aller Welt bekannt und brachte Weltstars wie Aretha Franklin, Marvin Gaye, Stevie Wonder, The Temptations und die Jackson 5 hervor. Heute können die Fans das von Gordy erworbene Studio besichtigen und bei einer Führung berühmte Fotografien, Bühnenkostüme und Notenblätter aus der damaligen Zeit bestaunen.

Vor den United Sound Systems Recording Studios

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Seit dem Gilded Age ein Mekka der Industrie

Allerdings war Detroit bereits eine Boomtown, lange bevor Aretha Franklins ausdrucksstarke Stimme die Stadt in der Musikwelt zu einer festen Größe machte. Ein entscheidender Moment des „Gilded Age“ war die Gründung der Ford Motor Company durch den unerschrockenen Geschäftsmann Henry Ford 1903 in Detroit. Im Henry Ford Museum befindet sich heute das neue Rouge Theater; hier können die Besucher einen Blick auf die industrielle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der USA werfen. Ford und seine Zeitgenossen (die Gebrüder Dodge und Walter Chrysler – klingelt da was?) verschafften der lokalen Wirtschaft neuen Auftrieb. Mit nicht nachlassender Energie, unermüdlichem Arbeitseinsatz und Bergen aus Metall und Gummi erfanden sie Detroit neu und machten es zu einem Mekka der Industrieproduktion. „Das ist Amerika. Amerikanischer geht es nicht mehr“, sagt Omar mit einem Lächeln.

Und wenn eine Stadt auf dem Weg nach oben ist, ist die Kunst nicht weit. Dem Charme der architektonischen Landschaft kann man sich kaum entziehen. Das filigrane Fox Theatre mit seinen prächtigen Goldverzierungen und Samtvorhängen. Das glamouröse Guardian Building, ein hoch aufragendes Art-déco-Meisterwerk, inspiriert von der Architektur der Maya. Das Fisher Building mit seinen Buntglasfenstern und edlem Marmor, wohin der Blick auch fällt. Überall ist Kunst.

Das reich verzierte Innere des historischen Fox Theatre

Das reich verzierte Innere des historischen Fox Theatre
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Mehr als Motown: Stolze Handwerkskunst in Detroit

Der Eastern Market ist die perfekte Synthese aus dem Pragmatismus und der zupackenden Art des Mittleren Westens und einem kosmopolitischen Individualismus. Unter den Stahlstreben einer ehemaligen Lagerhalle findet ihr Kunst in allen Varianten, von detailverliebten Wandmalereien bis hin zu köstlichen Tacos. Auf diesem Markt herrscht seit über 150 Jahren ein geschäftiges Treiben, und er vermittelt einen guten Eindruck, wofür Detroit heute steht. Haben wir eigentlich schon erwähnt, wie hervorragend die Tacos hier sind?

„Die Leute hier sind sehr stolz sind auf das, was sie mit ihren Händen schaffen“, meint Omar. „Es sind typische Einwohner des Mittleren Westens: fleißig und hart im Nehmen. Wir stehen auf den Schultern von Riesen. Dem gerecht zu werden, ist eine große Aufgabe.“

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Blick zurück auf dem Weg voran

Wir sind wieder im Garden Bowl. Omar weist uns auf den Wahlspruch der Bowling-Halle hin: „Der Country-Club des Arbeiters“ – was den Geist dieser Stadt genau auf den Punkt bringt. Ausdrucksstark, elegant und geprägt von einer Lebenskraft, die sich aus Motoröl und zäher Entschlossenheit speist.

Vor dem Abschied gibt Omar uns noch einen Gedanken mit. Einen Satz, der gut aus dem Refrain eines Hits aus der goldenen Motown-Zeit stammen könnte:

„Detroit ist auf dem Weg nach oben. Detroit ist einfach nicht zu stoppen.“

Wahrzeichen von Detroit: Die berühmte Skulptur „Monument to Joe Louis“

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