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Washington Square Park
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  • Bundesstaaten:
    New York

Das Erbe von Stonewall

Vor fünf Jahrzehnten kam es im Stonewall Inn im New Yorker Greenwich Village zu einem Aufstand – ein Ereignis, das nach Einschätzung vieler Beobachter den Beginn der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung markiert. Allein das wäre natürlich Grund genug, das Village als einen Hotspot der LGBTQ-Community zu etablieren. Doch die wechselvolle Geschichte dieses grünen Viertels in Manhattan beginnt schon viel früher.

Ihr seid wegen NYC Pride in der Stadt? Dann ist das Greenwich Village das perfekte Standquartier für euch, denn das Viertel hält genug Attraktionen bereit, um euch mehrere Tage zu beschäftigen. Hier stellen wir euch die Highlights dieses Manhattaner Stadtteils vor, der (nicht nur während des Pride-Festivals!) zu den buntesten Bezirken der Metropole gehört.

Spaziergang durch die Geschichte

Den Auftakt macht die MacDougal Street, in der es früher mehrere Schwulen-Kellerclubs wie The Slide unter der Hausnummer 117 gab. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entwickelte sich die Gegend zu einem Hotspot für schwule Amerikaner. Die Mieten waren günstig und in den zahlreichen Bars, Cafés und Restaurants konnten sich Gäste jeder sexuellen Orientierung frei bewegen. Ab 1925 bot der Eve Addams Tea Room (129 MacDougal Street) den lesbischen Einwohnern der Stadt einen diskreten Treffpunkt.

In den 1950er Jahren gingen prominente Homosexuelle wie der Autor James Baldwin oder Allen Ginsberg, ein berühmter Dichter der Beat Generation, im Village ein und aus. Die bis heute betriebene Schwulenbar Julius’ (159 West 10th Street) war 1966 Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses im Kampf um Gleichberechtigung. Vier Aktivisten veranstalteten hier ein sogenanntes „Sip-In“, um gegen Gesetze zu protestieren, die den Verkauf von Alkohol an schwule Gäste untersagten. Reporter der alternativen Lokalzeitung Village Voice hielten die Aktion in Fotos fest und traten damit eine kontroverse Diskussion los. Im Sommer 1969 kam es dann im Stonewall Inn (53 Christopher Street) zum breiten Aufstand der LGBT-Community. Die mittlerweile als National Historic Landmark ausgezeichnete Bar ist immer noch Abend für Abend gut besucht.

Regenbogenfahnen am Stonewall Inn
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Bleecker Street und Umgebung

Zu jedem Besuch im Greenwich Village gehört unbedingt auch ein Bummel über die Bleecker Street. Die Straße zieht sich auf einer Länge von fünf Straßenblocks von Norden nach Süden und ist von Cafés, Geschäften und historischen „Brownstone“-Stadthäusern gesäumt. Während hier früher berühmte Luxusmarken residierten, haben in den letzten Jahren eher jüngere, unabhängige Designer ihre trendigen Boutiquen eröffnet. Die Kaschmirpullover aus dem Lingua Franca sind mit Sprüchen und Zitaten berühmter Frauen bestickt. Bookmarc, die Buchhandlung des legendären Designers Marc Jacobs, hat übergroße Fotobildbände, Biografien berühmter Stars der Popkultur und seltene Sammlereditionen im Sortiment. Hungrig? Kein Problem: Das Angebot reicht von Joe’s Pizza, einer der berühmtesten und beliebtesten Pizzerien New Yorks (die übrigens erst um 4 Uhr morgens schließt!), bis zu den Cupcakes der Magnolia Bakery, vor der sich oft lange Warteschlangen bilden.

Zu den absoluten Hotspots beim Pride-Festival zählen das Jane Hotel und das Rusty Knot. Das Jane Hotel wurde ursprünglich als Hotel für Matrosen eröffnet, deren Schiffe auf dem direkt angrenzenden Hudson River vor Anker gingen. Die dekadente Lounge in der Lobby verströmt behaglichen nostalgischen Charme. Bestellt euch einen Cocktail und macht es euch dann auf den butterweichen Ledersofas am riesigen Kamin bequem. Während des Pride-Festivals finden Dachpartys mit DJs statt, bei denen ihr den Blick auf die Manhattaner Skyline bewundern könnt. Im freundlichen Rusty Knot treffen sich Schwule und Heteros, um Billard zu spielen, Musik aus der Jukebox zu hören und an leckeren Drinks zu nippen. Spezialität des Hauses ist der nach der Bar benannte Cocktail aus Rum, Minze und Eis.

Bleecker Street
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Musik und Meisterwerke

Greenwich Village ist von jeher ein sicherer Zufluchtsort für Alternative und Andersdenkende. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Viele Kunststudenten der Cooper Union, der New York University und der New School verbringen ihre Seminarpausen an einem der ehrwürdigsten Orte Manhattans: dem Washington Square Park. Das riesige, dem Pariser Triumphbogen nachempfundene Tor wurde 1889 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Vereidigung des ersten US-Präsidenten George Washington errichtet. Nach einer Verschnaufpause auf den Grünflächen bietet sich ein Besuch der New York Studio School of Drawing, Painting and Sculpture an. Die fortschrittliche Einrichtung wurde in den 1960er Jahren von einer Gruppe von Künstlern gegründet, die mit den traditionellen Kunststudiengängen unzufrieden waren, und ist bekannt für ihre renommierten Lehrkräfte und ambitionierten Studenten. Viele Vorträge und Ausstellungen sind auch für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich. Das nahegelegene gemeinnützig betriebene Kunstzentrum White Column versteht sich als Förderer innovativer Künstler jenseits des Mainstreams. Die Galerie diente unter anderem schon gefeierten Künstlern wie dem schwulen Vorreiter David Wojnarowicz als Sprungbrett, dem das renommierte Whitney Museum of American Art kürzlich eine Retrospektive gewidmet hat.

Jazzliebhaber denken bei der Erwähnung von New York City vor allem an Harlem. Daneben hat sich aber auch das 1981 eröffnete Blue Note im Greenwich Village als weltberühmte Jazzbühne etabliert. Unter anderem sind hier schon Legenden wie Sarah Vaughn, Dizzy Gillespie, Lionel Hampton und Oscar Peterson aufgetreten und der Club hat sogar ein eigenes Plattenlabel. Im schummrig-stimmungsvollen Le Poisson Rouge stehen neben Jazzmusikern auch Rockbands und selbst Revue-Acts auf der Bühne. Deutlich unbeschwerter ist die Atmosphäre im Duplex. Die Pianobar ist eine echte Institution der örtlichen LGBT-Szene und erfreut ihr Publikum mit Broadway-Klassikern zum Mitsingen sowie Drag- und Comedyshows.

Blue Note Jazz Club
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