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Echofreie Kammer der Orfield Labs
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  • Bundesstaaten:
    Minnesota

Ein schalltoter Raum, der gut für die Forschung, aber schlecht für das seelische Wohlbefinden ist

Die Orfield Laboratories im Süden von Minneapolis beherbergten bis vor wenigen Jahren den laut Guinness-Buch der Rekorde „stillsten Ort der Welt“. (Seit 2015 gebührt diese Auszeichnung einer von Microsoft entwickelten anechoischen Kammer im Bundesstaat Washington.)

Der reflexionsarme Raum absorbiert 99,99 Prozent aller Geräusche, sodass der Schall komplett gedämmt wird. Die vollkommene Stille bietet Herstellern Gelegenheit, Volumen und Klangqualität ihrer Produkte zu testen – sie kann einen aber auch in den Wahnsinn treiben. Der Geräuschpegel in einem typischen Schlafzimmer beträgt nachts rund 30 Dezibel. Der Wert in der Kammer liegt dagegen bei -9 Dezibel. Der Raum ist mit 1 m dicken Absorberkeilen aus Fiberglas verkleidet und hat Doppelwände aus isoliertem Stahl und 30 cm dickem Beton.

Verschiedene Hersteller nutzen das Labor für Produkttests und Entwicklungsprojekte. Harley Davidson arbeitet z. B. an geräuschärmeren Motorrädern, die trotzdem noch den unverkennbaren Sound einer Harley aufweisen. Andere Produkte wie LED-Displays werden getestet um sicherzustellen, dass sie nicht zu laut sind. Auch die NASA betreibt ein ähnliches Labor für Astronautentests. Schließlich, so Steven Orfield, Geschäftsführer der Orfield Labs, ist ja auch der Weltraum nichts anderes als eine riesige echofreie Kammer.

Verstörende Stille

Besucher können die Kammer nur im Rahmen einer vorab gebuchten Führung besichtigen und dürfen den Raum nur kurz und unter Aufsicht betreten. Laut Website des Labors ist es nur Medienvertretern gestattet, sich längere Zeit allein in der Kammer aufzuhalten. Ein Reporter hat es 45 Minuten ausgehalten – die meisten verlassen den Raum aber bereits nach der Hälfte dieser Zeitspanne, weil sie die Geräusche ihres eigenen Körpers nicht länger ertragen. „In der echofreien Kammer wird der Mensch selbst zum Geräusch“, so Orfield.

Bei Wegfall der externen Geräuschquellen stellt sich das Gehör auf die Stille ein, sodass der eigene Herzschlag und die Geräusche aus dem Magen und der Lunge deutlich hervortreten – eine äußerst desorientierende Erfahrung.

Orfield erläutert, dass sich Personen nur im Sitzen längere Zeit in der Kammer aufhalten können. Der menschliche Orientierungssinn ist zu einem großen Teil von den Geräuschen beim Gehen oder Stehen abhängig. Fallen diese klanglichen Hinweise weg, werden Wahrnehmung, Gleichgewicht und Bewegungssinn drastisch eingeschränkt.

Gut zu wissen

Aktuelle Informationen zur Besichtigung erhaltet ihr unter [email protected]. Momentan kosten Touren mindestens 125 USD pro Person und sind ab 250 USD erhältlich. (Stand: August 2017)

Für Atlas Obscura erstellte Originalinhalte

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