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Old Absinthe House
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  • Bundesstaaten:
    Louisiana

Eine historische, 200 Jahre alte Bar im French Quarter von New Orleans, Louisiana

Stellt euch folgende Szene vor: Zwei Männer – der eine von ihnen der Anführer einer Gruppe von Outlaws, der andere ein hochdekorierter General. Sie sitzen im Obergeschoss einer Bar in der Bourbon Street im Herzen des French Quarters und verhandeln über eine Frage, die weitreichende Folgen für die Zukunft der USA haben wird. Der Outlaw ist der Pirat Jean Lafitte, der kürzlich im Golf von Mexiko eine schmerzhafte Niederlage gegen die US-Marine erlitten hat, bei der er mehrere Schiffe an die Regierung verlor. Der General ist Andrew Jackson. Er war im Vorfeld der entscheidenden Schlacht des Britisch-Amerikanischen Kriegs (1812–1815) nach New Orleans gekommen und musste dort feststellen, dass die Stadt absolut unvorbereitet war. Wie es das Schicksal nun wollte, lagen Lafittes Schiffe leer im Hafen, da es an fähigen Matrosen fehlte, um sie abzutransportieren. Jackson war zum Old Absinthe House gekommen, in dem sich damals ein Importunternehmen befand, um Lafitte zu überreden, seine eigene Besatzung gegen die britischen Angreifer zu führen. Die unverputzten Wände und die lauten Stimmen vor dem Fenster dürften Jackson deutlich gemacht haben, dass er sich hier auf Lafittes Territorium befand. Lafitte forderte eine umfassende Amnestie für sich und alle Männer, die an der Schlacht teilnahmen. Jackson stimmte zu. Drei Wochen später schlugen Lafittes Männer die britische Flotte, die auf dem Mississippi River vorrückte, mühelos zurück. Der letzte Versuch der Briten, die Vorherrschaft auf dem amerikanischen Kontinent zurückzugewinnen, war gescheitert und der Britisch-Amerikanische Krieg praktisch zu Ende.

Eine berühmte Attraktion

Zwei Jahrhunderte später hat sich das Old Absinthe House im Zentrum von New Orleans kaum verändert. Über die Jahre sind zahlreiche prominente Persönlichkeiten zu Gast gewesen und haben ihre Spuren hinterlassen – in Form von Fotos und Autogrammen oder mit einer von Tausenden Visitenkarten an der Wand. Die bekannteste Attraktion aber ist die Bar selbst.

1920 war sie so berühmt, dass bei Einführung der Prohibition beschlossen wurde, sie als Symbol für das Ende der Vorherrschaft des Alkohols abzureißen. Aber so kam es nicht. Über Nacht wurde die legendäre Bar heimlich in ein Lagerhaus versetzt und das Old Absinthe House durfte stehen bleiben.

Das Old Absinthe House heute

Heute seht ihr im Inneren des Gebäudes dieselben moderigen Ziegelwände, kunstvollen Holzelemente und tropfenden Absinthbrunnen wie damals, als ein Pirat und ein General über die Zukunft des Landes entschieden.

2004 wurde die Bar wiederöffnet und als Hommage an ihre historischen Wurzeln nach Jean Lafitte benannt. Sie steht im krassen Kontrast zum Partytrubel der Bourbon Street, auf der Feiernde mit Sonnenbrand im Gesicht zuckerhaltige Alkoholmischgetränke aus Plastikbechern trinken. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – erinnert das unverwüstliche Wahrzeichen eindrücklich daran, dass das French Quarter einen festen Platz in der Geschichte hat und behalten wird.

Für Atlas Obscura erstellte Originalinhalte

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